Unschuldiges Ungeheuer

Suah Im | Wie-yi T. Lauw | Jinran Ha


Eröffnung: 22. März, 7 pm


Dauer: 23. März – 31. März


Kuratiert von Keumhwa Kim

Die Ausstellung vereint drei Künstler*innen der postmigrantischen Generation, die sich in ihrer künstlerischen Praxis mit der kulturellen Aneignung von Symbolen, Ikonen und Stereotypen auseinandersetzen. Dabei konzentrieren sie sich in ihren Bildsprachen auf Kulturen und Mythologien, die im eurozentrischen Blick marginalisiert wurden oder bisher kaum Beachtung fanden. Der Alltag der Migranten im postkolonialen Hintergrund, ihre Blicke und Gegenblicke auf das "Andere", „Fremde“ und „Unbekannte“ finden in ihren Installationen, Zeichnungen und Videoarbeiten die unterschiedlichsten Ausdrucksformen. Von lackierten Nägeln einer Gastarbeiterin, über eine aus einem Finger wachsende Schlange oder einem Mischwesen, das sich in einen Drachen verwandelt, bis zu sanften Krallen und den Flügeln des Unbekannten addieren sich die Arbeiten der drei Künstlerinnen im Dialog zu einer ungewöhnlichen Assoziationskette. Fragmente von Symbolen und Stereotypen nutzen die drei Künstlerinnen, um unsere gewohnten Vorstellungen vom Unbekannten und Andersartigen zu hinterfragen. Sie thematisieren die Ambivalenz und das Symbiotische unserer Existenzen.

Die beiden Künstlerinnen Wie-yi T. Law und Suah Im setzen sich in ihren Installationen und Zeichnungen mit der Mythologie des Drachen und den damit verbundenen kulturellen Aneignungen in Asien und Europa auseinander. Der Drache, der in der christlichen Bildtradition das Böse, Unheimliche und Dämonische verkörpert, gilt in Asien oft als heilig. Diese unterschiedlichen Wahrnehmungen des Fabelwesens und seine fließenden Transformationen vom Mittelalter bis in die Popkultur dienen den beiden Künstlerinnen als Inspirationsquelle, um Fragen der Hybridität von Kulturen und der eigenen Identität nachzugehen. Humorvoll und spielerisch zeigen die beiden Künstlerinnen die Kehrseite der eurozentrischen Vorstellungen vom Ungeheuer und seine unschuldige Seite. Jinran Ha zeigt eine Videoinstallation, die in Zusammenarbeit mit Kook-Nam Cho-Ruwwe, Suza Husse (N*A*I*L*S*hacks*facts*fictions) und Koreanischer Frauengruppe in Deutschland e.V. entstanden ist. Ihre Videoarbeit beschäftigt sich mit dem Prozess einer Symbiogenese von verschiedenen Organismen zu einem neuen Ganzen; ihr Video zeigt, wie ein Fremdkörper in einer mikrobiologischen Zelle sanft mit anderen Zellen verschmilzt, und dieses Unbekannte manifestiert sich als eine Gruppe koreanischer Gastarbeiterinnen. Die dankbaren Fremdkörper der deutschen Gesellschaft mutieren sich zu einem Kollektiv mit einer ungeheuerlichen Kraft.

Ja: das Ungeheuer ist unschuldig.